Die Säkularisation (1803) - mit dem Ende des Hochstifts Würzburg und der Auflösung zahlreicher Klöster - und vor allem die späteren Gesetze über die Ablösung grundherrlicher Rechte und Pflichten brachten auch für Wollbach grundlegende gesellschaftliche Veränderungen mit sich. Sie machten den bislang abhängigen Bauern zum Grundeigentümer und leiteten die Entwicklung vom Untertan zum Staatsbürger ein.
Bald zeigte sich, vom Bürgersinn getragen, der neue Gemeinschaftsgeist in der Gründung mehrerer Vereine mit unterschiedlicher Zielsetzung. 1873 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet, 1893 folgte die Gründung des Darlehenskassenvereins, 1894 des Musik- und Gesangvereins, 1895 des Krieger- und Kampfgenossenvereins und 1923 die des Radfahrervereins.
Nach dem Besuch des Bischofs Franz-Josef von STEIN am 9. August 1887 führten die Überlegungen zur Behebung der räumlichen Enge in der Pfarrkirche 1890 zu deren völligem Abbruch und einem Neubau, der 1896 eingeweiht wurde.
1911 wurde aufgrund einer Stiftung des Ortsbürgers Joachim BAUMEISTER und seiner Ehefrau nach einer Initiative der Gemeinde eine Kinderbewahranstalt mit Krankenstation und Handarbeitsschule eingerichtet, die von den Erlöserschwestern aus Würzburg seither sehr erfolgreich geleitet wird.
Ein neuer Schulsaal war 1897 bereits an das Gemeindehaus angebaut worden. 1919 wurde das alte Schulhaus von 1609 abgebrochen. Für die seit 1920 dann zweiklassige Schule wurde ein neues Gebäude mit Lehrsaal und Lehrerwohnung erstellt, das 1921 seiner Bestimmung übergeben wurde.
Seit 1909 hat Wollbach eine zentrale Wasserversorgung; 1925 erhielt es elektrisches Licht.
Im Ersten Weltkrieg hatte der Ort 26, im Zweiten Weltkrieg 39 Gefallene und 17 Vermisste zu beklagen.
Gegenwart
Schwierig waren die unmittelbaren Nachkriegsjahre, obwohl der Ort mit seinen 826 Einwohnern (1946) von direkten Kriegseinwirkungen verschont worden war. Waren- und Brennstoffmangel, Wasserknappheit und Wohnungsnot prägten das dörfliche Leben, in das von 1946 bis 1950 192 Flüchtlinge und Heimatvertriebene integriert werden mussten. Felddiebstähle und Einbruchsdelikte mehrten sich. Auch die Kirche wurde am 21. Okt. 1949 beraubt, wobei der Tabernakel aufgebrochen und Monstranz und Kreuzpartikel entwendet wurden. Der Schwarzhandel blühte.
Die Währungsreform am 20.06.1948 brachte einen Neuanfang. Allmählich gab es auch für die Bürger in der nahegelegenen Kreisstadt wieder Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Noch immer aber bestimmte das bäuerliche Leben wie in der Vorkriegszeit das dörfliche Geschehen.
Und doch herrschte Aufbruchsstimmung; denn man verschloss sich nicht den Erfordernissen der neuen Zeit. Nach einer 70 m tiefen Brunnenbohrung und dem Bau einer Brunnenstube am Haslich war der Ort seit 1952 von der früheren Fernwasserversorgung unabhängig.
Als weitere öffentliche bzw. gemeinschaftliche Einrichtungen folgten 1956 der Bau des Feuerwehrgerätehauses, einer Gemeinschaftsgefrieranlage (auf dem ehemaligen Malzkeller), einer neuen Lagerhalle, eines Hochbehälters (1957) und schließlich eines Jugendheimes (1959).
Von 1955 bis 1962 wurde die Flurbereinigung durchgeführt. Sie veränderte das Landschaftsbild und beendete die Jahrhunderte lang praktizierte Dreifelderwirtschaft. Schlepper und Mähdrescher zogen ins Dorf, Sense und Dreschmaschine hatten ausgedient. Das Kuhgespann, das früher im Ortsverkehr dominierte, verschwand von den Straßen.
Die Landwirtschaft - und mit ihr das dörfliche Leben - erfuhr in der Folgezeit eine tiefgreifende Veränderung. Ein Schrumpfungsprozess setzte ein. Von den ehemals 117 landwirtschaftlichen Betrieben im Jahre 1949 blieben bis 1994 weniger als 10 Vollerwerbslandwirte übrig.
Die wenigen dorfansässigen Gewerbebetriebe bieten der heutigen Ortsbevölkerung nur einen geringen Anteil an Arbeitsmöglichkeiten. Der Großteil der erwerbstätigen Menschen pendelt täglich zumeist zur Arbeitsstelle in die nahe Kreisstadt. Wollbach ist zum Wohnvorort von Bad Neustadt geworden; seine Bewohner sind mehrheitlich Arbeitnehmer (1991: 794 ausgestellte Lohnsteuerkarten).
Ein nie gekannter Bauboom erfasste seit den 1950er Jahren den Ort. Allein von 1950 bis 1985 wuchs die Zahl der Wohngebäude von 122 auf 320, d.h. um das Zweieinhalbfache.
Die Einwohnerzahl stieg von 826 (1946) auf über 1300 (ab 2008).
Der großen Nachfrage kam die Gemeinde durch die Erschließung von Baugebieten (Struthberg, Röderstraße, Sand, Kirchberg, Mühlweg u.a.) entgegen. Beträchtliche Summen flossen in den Ausbau und die Teerung von Innerortsstraßen, den Bau der Kanalisation (1968-1972), der Kläranlage (1972/73) sowie der Ortsverbindungsstraßen nach Lebenhan (1959), Braidbach (1964/65). Heustreu, Unsleben (1976), die dann z. T. später vom Kreis übernommen wurden.
Mancherlei Mühe verwendete man darauf, durch Anlegung von Kinderspielplätzen und Grünanlagen sowie die Restaurierung von Kulturdenkmälern die Lebensqualität zu erhöhen und das Ortsbild zu verschönern. Die Erhaltung des dörflichen Charakters des alten Ortskerns und die Dorferneuerung bleiben eine Aufgabe für die Zukunft.
Den Brandschutz verbesserten die 1976 erbauten Löschwasserzisternen und der zum gleichen Zweck umgebaute frühere Hochbehälter (1982), sowie ein 1977 angeschafftes Löschfahrzeug und eine Tragkraftspritze TS 8/8 (1989). 2006 wurde das zu diesem Zeitpunkt bereits wieder veraltete Löschfahrzeug durch ein modernes Tanklöschfahrzeug LF 10/6 ersetzt.
1963 erfuhr die Pfarrkirche St. Bonifatius eine grundlegende Innenrenovierung und Modernisierung. Das Gotteshaus erhielt einen neuen Bodenbelag mit Marmor- bzw. Asphaltplatten und ein neues Kirchengestühl.
Die nachgotische Ausstattung wurde entfernt, der Chorraum im Sinne der neuen Liturgie umgestaltet. Bei der Innenrenovierung 1989 wurden diese Veränderungen so weit als möglich wieder rückgängig gemacht.
Am Kircheneingang wurde 1964 das Denkmal für die Opfer der beiden Weltkriege errichtet. 1967 erhielt die Kirche eine neue Orgel, welche im Jahre 2008 generalsaniert wurde.
Die Erweiterung des Friedhofes mit Bau der Leichenhalle folgten 1968. 1977 wurde in die Kirche eine Heizung eingebaut; 1991 wurde eine 4. Glocke angeschafft.
Aufgrund stark wachsender Schülerzahlen in den Nachkriegsjahren stieß das 1920 errichtete Schulgebäude an seine Grenzen, so dass einzelne Klassen in das benachbarte Gebäude (Kirchstraße 2) ausgelagert wurden. Diese Situation war auf Dauer unhaltbar. So kam es 1962/63 zum Neubau einer vierklassigen Schule mit Gymnastikraum an der Lehderich (mhd. lehde = wüstliegendes Stück Land, Triftrasen). Später bildete Wollbach mit Unsleben einen Schulverband mit Grund- und Teilhauptschule (Klassen l - 6). Die übrigen Schüler besuchten die weiterführenden Schulen in Bad Neustadt a. d. Saale. Der Gymnastikraum wurde bis 2010 vorwiegend von der Kapelle des örtlichen Musikvereins für ihre Probeabende genutzt.
Nach Auflassung der Gemeindebäckerei und des dortigen Schulbetriebs erfolgte 1964 ein Umbau des Gebäudes in der Kirchstraße 2. Gemeindekanzlei, Registratur, Sitzungssaal und Wohnräume fanden in diesem Gebäude ihren Platz.
Im Gebäude der ehemaligen Schule (Kirchstraße 3) fand der Männergesangverein sein Domizil. Ein von den Sängern mitgestalteter und eingerichteter Proberaum sowie Nebenräume stehen für die Vereinsaktivitäten zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit der Pfarrgemeinde entstand 1996/1997 im 1. Stock dieses Gebäudes ein Pfarrheim. Jugendräume wurden im Zuge einer großen Umbaumaßnahme im Dachgeschoss eingerichtet. Die Toilettenanlage, ein Behinderten-WC sowie eine Aufzugsanlage fanden in einem eigens geschaffenen Anbau ihren Platz.
Mit der Einrichtung des Pfarrsaales erhielt die Gemeinde das Verfügungsrecht über das bisher im Besitz der Pfarrgemeinde befindliche Jugendheim im Obergeschoss des Feuerwehrhauses. Damit wurde für die Feuerwehr die Schaffung eines eigenen Schulungsraumes möglich.
Mit großer Eigenleistung der Ortsbevölkerung (über 20.000 geleistete unentgeltliche Arbeitsstunden!) erfolgte 1980/1981 der Bau einer Mehrzweckhalle an der Lehderich, die Turnhalle, Kegelbahn, Schützenraum und Vereinsheim des RSV unter einem Dach vereinigt. Hiermit schuf die Gemeinde einen neuen Mittelpunkt für Sport, Geselligkeit und Kultur. Zusammen mit dem 1988 durch den RSV fertig gestellten angrenzenden Sportgelände (Rasen-, Ausweich-. Allwetterplatz, 100-m-Laufbahn, Kugelstoßanlage etc.) dient sie den gesteigerten Bedürfnissen nach geregelter Freizeitgestaltung.
Über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt sind die Erfolge des 1970 gegründeten Musikvereins, dessen Big-Band beim l. Internationalen Blasmusik-Festival 1992 in Bamberg mit dem l. Rang der Höchststufe ausgezeichnet wurde.
Einen überörtlichen religiösen Mittelpunkt stellt (mit 15 Übernachtungs- und 25 Tagesplätzen) seit 1994 das Exerzitien- und Bildungshaus St. Immanuel dar, das in dem 1974/1975 umgebauten Schwesternhaus und dem anschließenden Neubau eingerichtet wurde. In einer Zeit des tiefgreifenden Werdewandels wird hier den Kursteilnehmern die Möglichkeit geboten, durch Besinnung und Einkehr die Quellen christlichen Lebens für sich neu zu entdecken.
Seit der Gebietsreform 1978 ist die Gemeinde Wollbach - unter Wahrung der Eigenständigkeit - Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Heustreu.
Bereits Ende der 1980er Jahre erwiesen sich die Wollbacher Wasserversorgungs- und Abwasserbeseitigungsanlagen als veraltet und nicht mehr ausreichend. Das Trinkwasser war belastet und die Reinigung des Abwassers war nur noch unzureichend. So wurden bis in das Jahr 2005 das Kanal- und Wasserleitungsnetz teilerneuert. Die Abwasserreinigung erfolgt nun in der Gemeinschaftskläranlage des Abwasserzweckverbandes Elstal, dem sich Wollbach 1992 angeschlossen hat. Zwei neue Brunnen sowie ein neuer Hochbehälter auf der Braidbacher Höhe sorgen seit Mitte der 1990er Jahre für eine quantitativ und qualitativ optimale Trinkwasserversorgung.
Im Gebiet „An den Sauerwiesen“ wurde 1990 ein 7 ha großes Gewerbegebiet erschlossen. Durch dessen direkte Anbindung an die Ortsumgehung der Staatsstraße im Jahr 2009 stieg auch dessen Attraktivität. Deshalb hat die Gemeinde nun berechtigte Hoffnungen, dass ansiedlungswillige Gewerbetreibende gefunden werden, welche das noch große Brachflächen aufweisende Gewerbegebiet füllen. Vorteilhaft ist hierbei auch der Umstand, dass von der Ortsumgehung aus die ca. 7 km entfernte Autobahn A 71 erreicht werden kann, ohne noch eine Ortschaft passieren zu müssen.
Der immer mehr zunehmende Motorisierungsgrad führte nach der Grenzöffnung zu einer für Wollbach unerträglichen Verkehrbelastung. Die mitten durch das Dorf verlaufende Staatsstraße 2282 führte täglich über 6.500 Fahrzeuge durch unseren Ort, der hierfür verkehrstechnisch und baulich überhaupt nicht gerüstet war. Aus diesem Grunde begehrte die Gemeinde Wollbach, dass der Freistaat Bayern diese Staatsstraße nicht mehr durch Wollbach führt. Nach jahrelanger Planungs-, Abstimmungs- und Genehmigungsphase begannen im Jahre 2007 die Bauarbeiten für die Ortsumgehung Wollbach. Am 17.07.2009 war es dann so weit. Im Rahmen eines denkwürdigen Festes wurde - unter großer Anteilnahme der Dorfbevölkerung - die Ortsumgehung Wollbach der Staatsstraße 2282 von Staatssekretär Dr. Bernd WEISS für den Verkehr freigegeben.
Nun waren zum einen die Anwohner der Haupt- und Neustädter Straße vom Verkehrslärm erlöst; zum anderen war nun auch der Weg frei für eine Entwicklung des Innerortes. Aus diesem Grund wurde Wollbach zeitgleich in ein Verfahren zur Dorferneuerung aufgenommen, wodurch nun mit finanzieller Unterstützung des Freistaates Bayern eine zukunftsorientierte und nachhaltige Weiterentwicklung Wollbachs erfolgen kann.
Gleichzeitig wurde für den größten Teil der Wollbacher Flur ein Flurbereinigungsverfahren angeordnet, nach dessen Ende auch die Wollbacher Landwirtschaft wieder zeitgemäße und betriebswirtschaftlich erforderliche Strukturen vorfindet.
Parallel zum Bau der Umgehungsstraße wurde auch ein asphaltierter Radweg errichtet, der Wollbach auf direktem Weg mit der Kreisstadt Bad Neustadt a.d.Saale verbindet. Die Kosten dieses Projektes wurden von den beiden Kommunen Bad Neustadt a.d.Saale und Wollbach, dem Landkreis Rhön-Grabfeld, sowie dem Freistaat Bayern getragen.
Der Geburtenrückgang in Deutschland und speziell in der Region Rhön-Grabfeld sowie ein geändertes Schulkonzept des Freistaates Bayern führten dazu, dass die zusammen mit der Nachbargemeinde Unsleben betriebene Grund- und Teilhauptschule ab 2006 zu einer reinen Grundschule abgestuft wurde. Die Wollbacher Hauptschüler besuchen ab diesem Zeitpunkt die Hautschule in der Kreisstadt Bad Neustadt a.d.Saale.
Im Schuljahr 2009/2010 mussten die Erstklässler aus Wollbach (und Unsleben) gastweise die Grundschule des Schulverbandes Heustreu-Hollstadt besuchen, da sie selbst aufgrund ihrer geringen Anzahl keine Klassenstärke aufwiesen.
Als Reaktion auf die allgemein rückläufige Geburtenentwicklung1) schlossen sich die vier Gemeinden Wollbach, Unsleben, Heustreu und Hollstadt im Jahre 2010 zu einem Schul- und Bildungsverband zusammen. Ziel ist der gemeinsame Betrieb von Schulen sowie von spätestens ab 2013 verbindlich vorzuhaltenden Kindertagesstätten (Hort und Krippe).
Wollbach und Hollstadt bleiben Schulstandorte; Kinderhort und –krippe werden in Unsleben bzw. Heustreu eingerichtet.
Aufgrund einer im Jahre 2010 erfolgten energetischen Sanierung im Zuge des Konjunkturprogrammes II sowie einer sich unmittelbar daran anschließenden Generalsanierung wurde das Wollbacher Schulgebäude auf einen zeitgemäßen, zukunftsorientierten Stand gebracht. Insgesamt beliefen sich die Kosten dieser Maßnahmen auf rd. 1.000.000 EUR, woran sich der Freistaat Bayern mit rd. 570.000 EUR beteiligen wird.
1) Entgegen des bisherigen Trends wies Wollbach im Zeitraum von Anfang 2005 bis Ende 2010 die stärkste Geburtenrate Unterfrankens auf. In Wollbach kommen statistisch gesehen auf 1000 Einwohner 10,7 Kinder, während der Schnitt in Unterfranken bei 7,7 Kindern liegt. (siehe Main-Post vom 02.12.2011)
Vorgeschichte
Auf der Anhöhe südlich des Ortes mit dem Flurnamen "Kalte Staude" (= Keltenstatt) durchquert die ehemalige Staatsstraße 2292 einen vorgeschichtlichen Friedhof mit Grabfunden der Jungsteinzeit (4500 - 1200 v. Chr.) und der Urnenfelderzeit (1200 - 700 v. Chr.). Nicht weit davon kreuzen sich zwei vorgeschichtliche Fernwege. Erste Funde in den 1930er Jahren gingen durch unsachgemäße Behandlung verloren. Erst die Funde, die durch Aufmerksamkeit von Rektor Otto VALENTIN, Amtsgerichtsrat KNABENBAUER, Realschulrektor Josef WABRA und die Sandgrubenbesitzer Robert und Josef HÄRDER seit September 1957 geborgen und wissenschaftlicher Bearbeitung durch das LfD Würzburg zugeführt wurden, machten sichere Erkenntnisse möglich.
Aus einem bis zur Unkenntlichkeit zerstörten Hügelgrab des schnurkeramischen Kulturkreises (1600 - 1200 v. Chr.) stammt ein gut erhaltener Fund: eine Feuersteinklinge, ein Feuersteinabspliss, ein unverzierter Becher und eine gekniffene Streitaxt. Mit der Streitaxt als Nahkampfwaffe hatten aus dem Osten kommende Hirtenkrieger wohl die einheimische Bevölkerung der Glockenbecherkultur unterworfen und waren danach sesshaft geworden.
Reichlich belegt sind Keramikfunde aus dem 15 Gräber umfassenden Friedhof mit urnenfelderzeitlichen Brandgräbern (11 Jh. v. Chr.), die eine große Zahl gut gearbeiteter Gefäße, allerdings nur wenige Bronzen enthielten. Die Träger dieser Kultur sind zweifellos den Indogermanen (Illyrern oder Venetern) zuzurechnen.
Aus der Zeit von 1200 bis 800 v. Chr. stammt auch der Grabfund mit Körperbestattung (Steinkiste 1,90 m x l ,20 m x 0,90 m). Das weibliche Skelett befand sich in Rückenlage mit dem Kopf nach Süden. Am linken Fuß trug die Tote eine zierliche Bronzespange. Grabbeigaben waren eine Hirschhornaxt und drei Vasen. Offenbar hat die einheimische Restbevölkerung - zierlich gebaute, feingliedrige, schmalgesichtige und langschädelige Menschen - auch in der Urnenfelderzeit weiterhin an der Sitte der Körperbestattung trotz Überlagerung durch die Fremdsitte der Brandbestattung festgehalten.
Bei der Bergung der Körperbestattung stieß man im Bereich des urnenfelderzeitlichen Friedhofes auf Resten einer jungsteinzeitlichen Siedlungsstelle (Keramikreste, Reibmühle) und fand sogar Hinweise (Absplisse von Hornstein, darunter eine schmale Klinge mit feiner Perlretusche) auf eine mittelsteinzeitliche Besiedlung (Jägerkultur ca. 5000 - 4000 v. Chr.).
Etwa 300 m von dieser Siedlung entfernt fand sich eine Abfallgrube aus der Früh-Latene-Zeit (ca. 430 - 340 v. Chr.) mit Resten von über 30 verschiedenen Haushaltsgefäßen.
Die erwähnten Funde bezeugen demnach eine Siedlungskontinuität von der Jungsteinzeit bis in die letzten vorchristlichen Jahrhunderte (Keltenzeit).
Neue Ortsgründung
Die Gründungszeit des l,5 km nördlich der vorgeschichtlichen Siedlungsstätte gelegenen Dorfes "Wolpach" (Erstnennung 1220) ist urkundlich nicht bezeugt. Der Ortsname weist aber auf ein adeliges Mitglied der WOLF-Sippe hin, die mit anderen fränkischen Adelssippen bei der Besiedlung der Bachtäler im Umland während des 7. Jahrhunderts n. Chr. maßgeblich beteiligt waren (vgl. auch Bretebach, Richeresbach, Wichtereswinkel u. a.).
Nach dem Ende des thüringischen Herzogtums um 718 scheint der fränkische Hausmeier Karl MARTELL beim Ausbau der Königsgutbezirke Wolpach dem Fiskalbezirk Salz stärker zugeordnet zu haben. Damals wurden fränkische Königsleute ("freie Franken") -- wohl zum Schutz des Fernweges Salz - Brend - Wechterswinkel - Thüringen und zur Rodung -- in Wolpach um den "Anger" mit eigenen Höfen und zugehöriger Hufe angesiedelt. Diese fränkischen Wehrbauern saßen zu Erbeigenrecht auf ihren Höfen. Der bis heute erhaltene Flurname "ober den (Ge)höft(en)" weist noch auf den ältesten Ortskern hin. Dem König zahlten diese Wehrbauern einen Zins und der Kirche von Brend, der sie zugehörten, den Kirchenzehnten. Die Felder, die bis ins 19. Jahrhundert der Kirche von Brend/Bad Neustadt zehntpflichtig waren, gehörten also in die Altmark und waren bäuerliches Eigengut mit Obereigentum des Königs aus der Zeit vor 1000.
Nach dem Übergang des Königsgutsbezirks Salz aus königlicher Hand in den Besitz des Bischofs von Würzburg im Jahre 1000 setzte mit der Erschließung des Salzforstgebietes auch in Wollbach bis etwa 1200 eine großangelegte Neurodung ein. Zahlreiche Flurnamen weisen noch auf den ehemaligen Waldbestand (Lärchenrain, Birkengraben, Buch u. a.) hin.
Die Leitung dieser Binnenrodung oblag in Wollbach offenbar den Ministerialen von Brend oder einer ihr nahe verwandten würzburgischen Ministerialenfamilie.
Einen Hinweis darauf gibt 1453 noch das Eigentumsrecht der Herren von Brend an einem Drittel des Rodungszehnts in der Markung Wollbach; die übrigen zwei Drittel des Rodungszehnts in Wollbach gehörten dem bischöflichen Grundherrn, der je ein Drittel an die von Brende und die von Eberstein verlieh. 1282,1285 und 1453 gingen diese drei Neubruchzehnt-Drittel nacheinander durch Kauf bzw. Schenkung an das Kloster Wechterswinkel.
Das in Blockgewanne aufgeteilte würzburgische Rodungsland wurde bis ins 13. Jahrhundert von einem neu angelegten würzburgischen Salhof jenseits des Baches (später "Drüberdorf"), dem Fronhofsystem entsprechend, im Sinne der Dreifelderwirtschaft bearbeitet.
Der Schutz des würzburgischen Schweinberges und dessen Teilnutzung (Forsthufe) war einem namentlich nicht genannten würzburgischen Ministerialen aufgetragen, der vom 11. bis 13. Jahrhundert auf dem Turmhügel am See beim Ochsenbühl saß. Er trug als "custos silvae" (= Waldhüter) eine Forst- oder Waldhufe im Schweinberg zu Lehen (im 13. Jahrhundert nachgewiesen). Hierzu gehörten in Wollbach die Waldschmiede (im Ortsteil "Sand"; vgl. auch den Flurnamen "Eisengrube") und die sogenannte "Waltsaß" (heute: Ortsteil "Walze"), wahrscheinlich auch der See in der späteren Flurabteilung "Hausenwiesen".
Das Werden der Gemeinde
Das 13. Jahrhundert brachte "für den von Wollbach" wesentliche Veränderungen. 1220 zwang der bischöfliche Landesherr Otto I. von LOBDEBURG (1207 - 1223) seinen Marschall Heinrich von (Burg-)LAUER, der als Vogt die Kirche von Brend wiederholt beeinträchtigt hatte, zum Verzicht auf das Meieramt in Brend und - als Buße - zur Entschädigung dieser Kirche durch die Übereignung eine Eigenhufe in Wolpach (Ersterwähnung des ON). Vermutlich ist auf das zu dieser Hufe gehörige Hofareal am Anger um 1250 die spätromanische Kirche gebaut worden, die den Heiligen Antonius und Bonifatius zu Patronen hatte. Auch die Erhebung zur Pfarrkirche muss um diese Zeit geschehen sein; denn Kirche und Pfarrei wurden vom Bischof von Würzburg damals aus seinem Hofgut in Wollbach ausgestattet. Das Patronatsrecht verblieb dem Inhaber der Mutterpfarrei Brend (Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg). Von diesem erwarb 1307 Kloster Bildhausen mit der Mutterkirche Brend auch das Patronatsrecht der Pfarrei Wollbach, d. h. das Recht den Pfarrer zu präsentieren und ihm das Pfarrlehen zu verleihen.
Kirche und Schule
Über die kirchlichen Verhältnisse des Ortes im Spätmittelalter ist wenig bekannt. Die Bewohner von Wollbach waren der Mitte des 14. Jahrhunderts dem Kloster Bildhausen inkorporierten Kirche von Brend weiterhin sendpflichtig, d. h. hatten dort zu bestimmten Zeiten dem bischöflichen Offizial in allen kirchlichen und religiösen Belangen Rechenschaft zu geben. Nach dem Eindringen der Reformation, die vor allem durch Bildhäuser Mönche auch in der Bildhäuser Patronatspfarrei Wollbach verbreitet wurden, kam der katholische Gottesdienst fast völlig zum Erliegen.
Erst die harte Hand des Fürstbischofs Julius ECHTER zwang in der Gegenreformation (1586 ff) die "Zwölfer", d. h. das gesamte Dorfgericht von Wollbach, den Ort zu verlassen und außer Landes zu gehen, da sie als Protestanten den Gehorsam verweigerten.
In den folgenden Pfarrvisitationen wird das Dorfkirchlein 1587 als zu klein, 1598 als zu arm bezeichnet. Auf ECHTERS Initiative hin wurden 1602 eine neue Kirche und ein neues Beinhaus erbaut. Das Portal der alten Kirche ist in der Kapelle an der Straße nach Heustreu noch erhalten. 1617 wurde der Kirchturm erhöht. Mit dieser größeren Bauaktion am Kirchberg (Abbruch des Pfarrhauses und dessen Neubau außerhalb des Kirchhofes 1608; Neubau der Schule 1609) wurde die bis dahin bestehende mittelalterliche Kirchenburganlage aufgebrochen und geriet in Verfall. Die Zerstörungen des 3O jährigen Krieges trugen weiter dazu bei. Allein 1638/40 wurde Pfarrer Georg MOLITOR in Wollbach dreimal völlig ausgeplündert und das Dorf wurde durch die Schweden ruiniert.
Eine Schule existiert in Wollbach seit 1578. Allerdings war der ersterwähnte Schulmeister und Kirchner "der widerwärtigen Religion", so dass es Streit zwischen der (lutherischen) Gemeinde und der (katholischen) Obrigkeit gab, die ihn abschaffen ließ. Von Anfang an betreute der Schulmeister auch Uhr und Waage und versah die Gemeindeschreiberei. Erst 1609 wurde an der Stelle des abgebrochenen Pfarrhauses ein Schulhaus erbaut, das mit Schulsaal und Lehrerwohnung bis ins 20. Jahrhundert bestand.
Vom 17. ins 20. Jahrhundert
Die Kriegsereignisse von 1631 bis 1648 brachten Raub, Plünderung und Not über das Dorf Wollbach und ließen es in völliger Verarmung zurück. 1625 hatte die Pest bereits 124 Einwohner hinweggerafft; diese wurden auf dem eigens angelegten Pestfriedhof begraben. Link zu „der Pestfriedhof und die Kapelle an der Leiterich“. Die Zahl der Familien sank zwischen 1623 und 1673 von 82 auf 54. Einem Großfeuer fielen 1683 sechs Anwesen im Oberdorf zum Opfer und auch die wiederholten Einquartierungen und Truppendurchzüge hinderten den Ort, sich schnell zu erholen. Erst 1804 erreichte der Ort mit 86 Familien wieder die Einwohnerzahl von 1623.
Dennoch ging das öffentliche Leben der Gemeinde in geordneten Bahnen vor sich. Die "Herrschaft" im Dorf vertrat wie bisher das Dorfgericht (Schultheiß und "Zwölfer"); vier Dorfmeister (je zwei aus dem Gericht und der Ortsnachbarschaft) verwalteten das Gemeindevermögen und legten vor Amt jährlich Rechnung. Schultheiß und Gerichtspersonen wurden vom Amt "gesetzt", die Gemeindediener - Wirt, Bäcker, Hirte, Dorfknecht - vom Dorfgericht "angenommen". 1593 besaß die Gemeinde Wollbach ein Wirtshaus, ein Backhaus, ein Schäferhaus und 9 3/4 Acker Artfeld. Hinzu kamen später ein Schulhaus (1609), ein Brauhaus (vor 1659) und ein Wachthaus (vor 1756).
Nur noch Reste von Trockenmauern, z. B. im Haslichgebiet, erinnern an den früheren Weinbau in Wollbach. Von dem in früheren Jahrhunderten in der ganzen Gegend bekannten und hochgepriesenen Weinbau in Wollbach – „am Weinberg“, „am Kirchberg“, „am Schlenkerberg“, „am Schrollberg“, „am Struthberg“, „am Steinigten“ und anderen Stellen – war in den letzten hundert Jahren nichts mehr zu berichten.
Über den Beginn des Weinbaus in unserer Gegend ist urkundlich nichts bekannt. Verschiedenen Berichten zu Folge aber muss schon im 11. Jahrhundert im Gebiet von Saale und Rhön Wein angebaut worden sein. Das Weinbaugebiet reichte damals von Bad Neustadt bis Wegfurt und im Streutal hinauf bis Nordheim vor der Rhön. Auch zwischen Heustreu und Hollstadt zeugen noch Reste von Trockenmauern von früheren Weinbergsanlagen. Das größte Weinbaugebiet im nördlichsten Zipfel von Unterfranken befand sich allerdings in Wollbach.
Die älteste Nachricht von einem Weinbau in Wollbach stammt aus dem Jahre 1303. Die nächste Eintragung über den Weinbau in Wollbach findet sich im Jahr 1484. Auch das noch vorhandene Pfarreiregister „Census plebanie in Wolpach“1 vom Jahre 1490, das beim Pfarreieinkommen u. a. auflistet: “... 8 Pfg. Zins von einem der Pfarrei zu Lehen gehenden Weingarten am Kirchberg ...“ gibt einen Hinweis auf Weinbau in Wollbach.
Eine Verordnung aus dem Jahre 1596 belegt, dass die Wollbacher Weinbauern auch die Genehmigung hatten, ihren selbsterzeugten Wein auszuschenken bzw. auch zu verkaufen. Die Gemeinde Wollbach verfügte schon zu dieser Zeit über eine Weinwirtschaft: eine gemeindliche „Schenkstatt“ mit Schankrecht. Die gemeindliche „Schenkstatt“ war das Anwesen Haus Nr. 59 in Wollbach, das heutige „Gasthaus zum grünen Baum“. Dieses Gemeindewirtshaus wurde von 1798 bis 1861 an verschiedene Wirte verpachtet.
In den Jahren 1846 bis 1849 wurden am Gemeindewirtshaus der Bierkeller ausgebaut und ein Tanzsaal errichtet. Auch das Anwesen Haus Nr. 87 war in früherer Zeit eine gemeindliche Weinwirtschaft, welche v.a. an Kirchweih das Schankrecht hatte.
1596 hatte der Ort zwei „Weinmeister“, deren Rechnungen jedes Jahr zu Weihnachten den Beamten zu Neustadt vorgelegt werden mussten. Am 11.02.1606 mussten u.a. 4 1/4 Acker Weinberg an verschiedene Bürger verkauft werden, „weil die Pfarrherrn wegen Mangels an Dung die Güter nicht gut in Stand halten konnten“.
Eine Niederschrift in der Turmkugel der Pfarrkirche von Wollbach belegt, dass in den Jahren 1811, 1819 und 1822 in Wollbach noch viel Wein angebaut wurde, der auch sehr gut geraten war. Schlecht kann der Wollbacher Wein nicht gewesen sein, denn der von den Bauern an die Obrigkeit zu entrichtende „ Zehnte“ betrug 1826 immerhin 44 1/2 Kreuzer.
Erwähnt werden muss, dass der Wollbacher Wein nicht nur in Wollbach, sondern auch in der ganzen Umgebung als „Wollbacher Dünnpfief“ gut bekannt war. Nach alten Angaben soll der Wollbacher Wein – wie damals vielfach üblich – mit Honig verfeinert worden sein.
Der reiche Ertrag war allerdings nicht von Dauer. Alten Berichten zufolge ist eine Klimaverschlechterung eingetreten: kalte Winter setzten den Rebstöcken zu und oft erfroren Rebblüten und Trauben. Auch die Reblaus, welche 1820 aus Nordamerika eingeschleppt worden war, trug ebenfalls zum Niedergang des Weinbaus in Wollbach bei. Innerhalb kurzer Zeit wurden die Rebenbestände restlos zerstört , die Trockenmauern wurden zum überwiegenden Teil entfernt und das Gebiet wurde landwirtschaftlich genutzt. Aus dem Namen „Weinbergstraße“ kann man heute noch entnehmen, dass hier in früherer Zeit Wein angebaut wurde.
Auch der Umbau des Wollbacher Brauhauses 1868 mit neuer und moderner Einrichtung trug dazu bei, dass jetzt mehr Bier als Wein getrunken wurde. Zudem war die Herstellung von Bier nicht wetterabhängig.
Vielleicht war es falsch, die frühere Weinbergsanlage „am Haslich“, auf der zumindest bis 1962 Johannisbeer- und Stachelbeersträucher standen, im Rahmen der Flurbereinigung in Gemeindebesitz zu überführen und zu einem „Trockenbiotop“ zu erklären. Denn jetzt ziert zum Großteil eine wildwuchernde Heckenlandschaft dieses Gebiet, welches einmal zu den gepflegtesten Stellen im ganzen Ort gehörte.
Man muss die Wollbacher Weingeschichte fortschreiben, da 1992 Hobbywinzer wieder mit dem Weinbau begonnen haben. Mitglieder der Freizeitsportgruppe des Sportvereins stellten am 07.01.1992 den Antrag an die Gemeinde, am gemeindeeigenen Südhang des ehemaligen Weinbergs „am Haslich“, auf einer Fläche von ca. 300 qm, einen nicht genehmigungspflichtigen Weinberg mit 99 Weinstöcken anpflanzen zu dürfen. Am 25.05.1992 wurden auf einem frisch gerodeten Stück die Sorten „Bacchus“ und „Müller-Thurgau“ aus der Rebschule „Steinmann“ aus Sommerhausen gepflanzt. Was dabei aber besonders interessant sein dürfte ist die Tatsache, dass noch lebende Weinstöcke aus dem ehemaligen Weinberg gefunden wurden. Diese wurden sorgfältig ausgegraben und im unteren Abschnitt des Weinbergs in einer Reihe wieder eingepflanzt. Ob allerdings der Wein aus dieser Lage wieder wie in früherer Zeit als „Wollbacher Dünnpfief“ in die Weingeschichte eingeht, bleibt abzuwarten.
1) Die Schreibweise hat öfters gewechselt: um 1100 bis 1500 hieß der Ort Wolpach,
von 1500 bis 1596 Wohlbach und nachweislich ab 1687 Wollbach
Wer von Wollbach aus über die Kreisstraße NES 14 in Richtung Heustreu fährt, kommt in der Nähe der Grundschule an einer von großen Linden nach Süden hin abgegrenzten Kapelle vorbei. Diese Kapelle an der „Leiterich“ – so der Ortsname des Standortes – ist ein Kleinod in Wollbach und steht auf dem alten „Pestfriedhof“.
Am 29.06.1898 stellte Pfarrer RUF bei der Gemeindeverwaltung Wollbach den Antrag auf dem aufgelassenen Pestfriedhof an der „Leiterich“ aus Privatmitteln eine Friedhofskapelle erbauen zu dürfen und bittet die Gemeinde für künftige Baufälle an der Kapelle die Baulast zu übernehmen. Die Gemeindeverwaltung gibt diese Zusage. Laut Gemeinde Verw. Protokoll vom 26.03.1899 übergibt der Pfarrer die bereits erbaute Kapelle, in die das gotische Portal, die Türe sowie die beiden Seitenfenster und das kreuzförmige Fenster über der Eingangstüre aus der im Jahre 1890 abgebrochenen alten Pfarrkirche aus dem Jahr 1602 eingebaut worden waren, durch Schenkung an die Gemeinde Wollbach. Mit Genehmigung durch die Gemeindeverwaltung Wollbach und das Kgl. Bezirksamt Neustadt ließ der Pfarrer mit finanzieller Beteiligung der Pfarreiangehörigen außerdem auf dem ehemaligen Pestfriedhof 14 gusseiserne Kreuzwegstationen aufstellen.
Die „Heilig-Kreuz-Kapelle“ (wie sie zuerst genannt wurde - heute kennt man diesen Namen nicht mehr) sowie die 14 Kreuzwegstationen erhielten noch 1899 durch Pfarrer RUF die kirchliche Weihe. Die Kapelle sollte der Privatandacht dienen und folglich immer frei zugänglich sein.
Die Kapelle wurde baulich nie vernachlässigt und es erfolgten immer wieder Reparaturarbeiten. Die letzten großen Reparaturarbeiten erfolgten im März des Jahres 2000 durch das Aufbringen eines neuen Dachstuhles und neuer Eindeckung mit Dachziegeln. Gleichzeitig wurde der alte, abbröckelnde Außenputz entfernt und ein neuer Außenputz angebracht. Die dringend erforderlichen Renovierungs-arbeiten im Innern der Kapelle wurden im Jahre 2008 erledigt. Seit dieser Zeit erstrahlt die Kapelle innen und außen ,,im neuen Glanz“.
Dem Protokollbuch des Obstbauvereins Wollbach - Eintrag vom 21.9.1901 Seite 15, Abs.3 - ist zu entnehmen „(...) Setzen von Linden an den Stationsweg“. Zufolge dieses Beschlusses wurde die Lindensetzung am Stationsweg unter der Leitung der neugewählten Vorstandschaft vollzogen.
Die 14 Kreuzwegstationen sind heute nicht mehr vorhanden. Während der Amtszeit des Bürgermeisters Otto VALENTIN wurde am südlichen Ende des Pestfriedhofs eine Löschwasserzisterne errichtet, der die gusseisernen Kreuzwegstationen weichen mussten. Deren Abbau erfolgte unter heftigen Protesten einiger Wollbacher Bürger. Die gusseisernen Ständer wurden entfernt und verschrottet. Die Stationstafeln mit den Reliefs wurden an interessierte Wollbacher Bürger verkauft.
Der Pestfriedhof und das „Pesthäusla“ bei der Kapelle an der „Leiterich“
Man muss sich auf die mündlichen Überlieferungen1 verlassen, dass in der Zeit der Pest am Hang neben der Straße in Richtung Heustreu ein Pestfriedhof angelegt wurde. Der Grund dafür mag gewesen sein, dass 1625 der Friedhof rund um die Kirche für die vielen Pesttoten nicht mehr ausreichte.
Nicht nur Kriege, sondern auch Seuchen haben in früheren Zeiten den Ort Wollbach heimgesucht. Die Folgen des Krieges waren Tote und verwüstetes Land. Die Seuche Pest hat als,, schwarzer Tod“ noch zahlreichere Opfer gefordert. Mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) herrschte auch in Wollbach diese schreckliche Seuche. Ganze Familien starben in Wollbach dadurch aus. So lagen in manchen Häusern mehrere Leichname und es war kein Angehöriger mehr da, der sie begraben hätte (mdl. Überlieferung2 ).
Aus mündlichen Oberlieferungen ist bekannt, dass der Totengräber mit einem Holzkarren Leichen von zu Hause abholte. Wenn er durch das Dorf zum Friedhof ging, um dort die Pestopfer zu begraben, läutete er mit einem kleinen Glöcklein, das er in der Hand hielt.
Es ist bekannt, dass man zur damaligen Zeit die Pest nicht in den Griff bekam. Man versuchte alles Mögliche um dieser Seuche Herr zu werden. So verbrannte man Wacholderzweige in den Räumen und selbst Tabakrauch sollte helfen.
Da man wusste, dass die Pest sehr ansteckend war, wurden Pestkranke isoliert untergebracht. Nur durch mündliche Oberlieferungen ist bekannt, dass man unterhalb des Pestfriedhofes ein „ Pesthäusla“ errichtete. Dieses soll ein einfacher, kleiner aus Holz und Lehmsteinen errichteter Bau gewesen sein, der auch im Innern Männer und Frauen voneinander trennte.
Durch mündliche Überlieferungen ist auch bekannt, dass Kranke, die der Pest verdächtigt wurden, fortan im „Pesthäusla“ wohnen mussten und von den Familienangehörigen aus einiger Entfernung mit Essen und Trinken versorgt wurden.
Das „Pesthäusla“, von dem man nur aus mündlicher Oberlieferung weiß, ist auf der Karte der ersten Landvermessung (1849) eingezeichnet. Es soll in den Jahren 1855-60 wegen Baufälligkeit abgerissen worden sein.
Die Geschichte von Wollbach weist große Lücken auf und auch über die Zeit der Pest sind nur wenige Zeilen vermerkt. Da die Kirchenbücher von Wollbach aus dieser Zeit von den Schweden mitgenommen oder vernichtet wurden, liegen keine Aufzeichnungen der damaligen Pfarrer zur Zeit der Pest vor. Die Wollbacher Kirchenbücher und Aufzeichnungen der Pfarrer, beginnen erst wieder 1648 , also nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, und sind alle vorhanden. Sie liegen derzeit beim Diözesanarchiv in Würzburg.
Wenn man berücksichtigt, dass die Pest in Wollbach 124 Einwohner dahinraffte und die Zahl der Familien in der Zeit von 1622 bis 1673 von 82 auf 54 zurück ging, kann man ermessen, welches Unheil diese Seuche im Ort angerichtet hat.
1 Nach Aussagen des Großvaters von Anton MANGER, Wollbach
2 Es ist nicht bekannt, wer diese Pesttoten beerdigte.